Fortbildung

Kinästhetik-Tutorinnen geben Bewegungswissen weiter

Zehn Mitarbeitende der Samariterstiftung Nürtingen in Baden-Württemberg haben kürzlich ihre Zertifikate als Peer-Tutor:innen erhalten. Als solche haben sie ihr kinästhetisches Wissen, also die Lehre von der Bewegungsempfindung, schon fast ein Jahr zuvor erlernt und jetzt intensiv vertieft, um nun diese Kompetenz an ihre Kolleginnen und Kollegen in den Teams der einzelnen Häuser der gesamten Samariterstiftung weiterzugeben.

Senioren schenkt sich Wasser ein; Foto: Samariterstiftung
Foto: Samariterstiftung Langsam wuchs die Muskelkraft im rechten Arm von Brunhilde Hess wieder. Der linke bleibt nach ihrem Schlaganfall gelähmt. „Es ist aber wieder meine Hand. Zu Beginn dachte ich, das ist nicht mehr meine Hand, die ich da mit mir schleppe.“ Die Hand zog mit ihrem gesamten Gewicht seitwärts nach unten und brachte jeden Stehversuch aus dem Gleichgewicht. „Wenn das Empfinden für die Bewegungen zurückkehrt, ändert sich auch das Wahrnehmungsvermögen“, berichtet Kinästhetik-Tutorin Leonora Tahiri (rechts).

Sieben intensive Ausbildungstage liegen hinter den Peer-Tutor:innen. Tage, in denen sie tief in die Lehre der Bewegungsempfindung eingedrungen sind. „Uns war kein Aufwand zu groß, mit dabei zu sein“, erklärt Matthias Kircher, Hausleiter im Samariterstift Gärtringen, und hat zwei seiner Mitarbeitenden diese Qualifizierung machen lassen. „Man merkt ganz deutlich, wie tief sie sich inzwischen in die Thematik eingearbeitet haben“, sagt er. „Die Peer-Tutoren brennen für das, was sie gelernt haben“, sagt Patrick Neumüller, Kinaesthetics-Trainer, der die zehnköpfige Gruppe gemeinsam mit Christina Claas, Trainerin und Ausbilderin für Kinästhetik, und Hildegund Wulfgramm, Projektkoordinatorin der Samariterstiftung, die gesamte Zeit über begleitet hat.

Bewegungskonzept zieht die Bewohner:innen mit ein

„Zur Kinästhetik gehört, dass wir über das sprechen, was wir tun. Dann weiß der Körper, wie er reagieren soll. Das geschieht unbewusst, aber so werden Bewegungsmuster angeleitet“, erklärt Tutorin Leonora Tahiri.  

Mit Kinästhetik setzt die Samariterstiftung im Pflegealltag auf eine nachhaltig veränderte Haltung zur Förderung der Bewegungskompetenz bei allen Betroffenen. Denn die neuen Bewegungsabläufe helfen auch den Pflegenden. Sie brauchen weniger Kraft bei ihren begleitenden Handgriffen in der Pflege und schonen somit auch die eigene Gesundheit.

Projekt mit wissenschaftlicher Begleitung

Die Tutor:innen kommen aus den sechs Modelleinrichtungen, die innerhalb der Samariterstiftung das Kinästhetik-Konzept in den Pflegealltag integriert haben. Zudem ist das Projekt von der Hochschule Esslingen und der Fachhochschule Ostschweiz wissenschaftlich begleitet worden. Die Forschungsergebnisse liegen in Kürze vor.

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