Digitale Services

Digitale Teilhabe braucht mehr WLAN

Wie sieht die digitale Teilhabe in Senioreneinrichtungen derzeit aus? Das Vergleichsportal Verivox hat dazu die deutschlandweit 20 größten Betreiber von Alten- und Pflegeheimen angefragt, die in 1.725 Häusern insgesamt 174.167 Plätze anbieten. Nur sechs Betreibergruppen bezogen Stellung zu der Frage, ob sie kostenloses WLAN zur Verfügung stellen.

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Foto: AdobeStock/deagreez Per Internet und digitale Medien könnten die älteren Menschen gerade während der Corona-Pandemie soziale Kontakte pflegen, ist der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, überzeugt.

Unter den fünf Anbietergruppen, die bereits mit dem Internetausbau begonnen haben, sind vier privat betriebene. So gibt die Alloheim-Gruppe an, in rund zwei Dritteln ihrer Einrichtungen den Bewohnerinnen und Bewohnern einen WLAN-Zugang zu bieten. “Möglichst zeitnah” sollen alle Heime angebunden werden. In der Korian-Gruppe seien aktuell 149 der 252 Seniorenheime mit WLAN ausgestattet; zeitnah sollen alle Einrichtungen einen Zugang erhalten.

Die Deutsche Wohnen gibt den Anteil ihrer mit WLAN ausgerüsteten Pflegeheime mit “etwa 50 Prozent” an. Die K&S-Gruppe meldet WLAN für alle 35 Häuser, allerdings oft nur in Gemeinschaftsräumen. In einem Viertel der Heime könne das WLAN auch auf den Zimmern genutzt werden; pro Jahr sollen bis zu 10 Standorte nachgerüstet werden. Als einziger gemeinnütziger Betreiber hat die Evangelische Heimstiftung Angaben zur Internetversorgung gemacht. Demnach stehe derzeit in 31 ihrer 90 Häuser WLAN zur Verfügung, weitere 15 Heime sollen nachgerüstet werden.

Internetversorgung ist wichtig für Betreiber und Bewohner

“WLAN in Senioreneinrichtungen kommt nicht nur den Bewohnerinnen und Bewohnern zugute”, sagt Jens-Uwe Theumer, Vice President Telecommunications bei Verivox. “Die Betreiber haben oft eigene Digitalisierungsprojekte, etwa für technische Assistenzsysteme oder Telemedizin. Eine flächendeckende breitbandige Internetversorgung ist Voraussetzung auch für digitale Projekte in der Pflege.”

Andreas Westerfellhaus, zum Zeitpunkt der Umfrage noch Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung und zum Ende 2021 abberufen, forderte in den Zeitungen der Funke-Mediengruppe eine bessere Internetversorgung für die Bewohner von Seniorenheimen. “Kein Internet in einer stationären Pflegeeinrichtung bedeutet für die Bewohner eine erhebliche Einbuße an Lebensqualität”, betont Westerfellhaus. Die Digitalisierung der Heime dürfe nicht an der Finanzierung scheitern, da es genug Fördermittel gebe.

Die Evangelische Heimstiftung hat nach eigenen Angaben im Jahr 2020 ein WLAN-Investitionsprogramm in Höhe von 7 Millionen Euro gestartet. Der Stiftung zufolge kostet die komplette WLAN-Ausstattung einer kleinen Einrichtung inklusive Verkabelung rund 90.000 Euro; mit einer Bauzeit von rund 6 Wochen sei dafür zu rechnen. Für ein großes Haus (mit rund 130 Plätzen) kalkuliere man mit etwa 270.000 Euro und rund drei Monaten Bauzeit.

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