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Demenz: Kunstprojekt steigert Wohlbefinden
Wissenschaftler wollen im Frankfurter Städel-Museum herausfinden, ob es Menschen mit Demenz helfen kann, Kunst zu betrachten und kreativ zu arbeiten. Und Kunstvermittler staunen: "Die Menschen sind zum Teil freier als Gesunde."

Neben Museumsführungen ist die praktische Atelierarbeit Teil des Kunstprojekts. Weil die Teilnehmer zunächst Angst hatten, etwas falsch zu machen, lag es an den Betreuenden, ihnen den Druck zu nehmen.
Foto: Werner Krüper
Artemis heißt das bundesweit bisher einmalige Projekt, das aktuell im Frankfurter Städel-Museum durchgeführt wird. Der Schwerpunkt Altersmedizin des Frankfurter Universitätsklinikums will mit Hilfe von 60 Patienten und 60 Betreuern herausfinden, was Kunstbetrachtung und Kunsttherapie bei Demenz bewirken kann. 40 Paare haben bisher teilgenommen, nun sollen weitere folgen. Die ersten Erkenntnisse stimmen die Wissenschaftler hoffnungsvoll. "Was sich verbessern kann, sind Kommunikation und Beziehung zwischen Patienten und Bezugsperson ebenso wie das subjektive Wohlbefinden", sagt der Projektverantwortliche, Arthur Schall. Positive Auswirkungen gebe es auch bei den belastenden Begleiterscheinungen der Demenz: "Apathische Patienten werden mobilisiert und unruhige oder aggressive ruhiger." Zu erwarten sei nicht, dass sich der Schweregrad der Demenz verringert. Sechs Wochen lang kommt jeweils eine kleine Gruppe einmal wöchentlich ins Museum – für je eine Stunde Führung und eine Stunde Workshop. Sie beschäftigen sich immer mit einem anderen Thema: Frankfurt, Familie und Kinder, Stillleben, Gesichter, die Farbe Blau und abstrakte Kunst.
Vorbild für Artemis waren Kunstführungen für Demenzbetroffene am New Yorker Museum of Modern Art. "Wenn die Worte fehlen und das Gedächtnis nachlässt, hilft Menschen mit leichter und mittelschwerer Demenz oft die nonverbale Kommunikation", erklärte Prof. Johannes Pantel, Direktor der Altersmedizin an der Frankfurter Goethe-Universität, als er das Projekt im Ärzteblatt vorstellte (zum Interview). "Wir erwarten, dass kommunikative Fähigkeiten angeregt und verstärkt werden, dass Wohlbefinden und Lebensqualität aufrechterhalten und die Beziehungen innerhalb der Familie gefördert und stabilisiert werden." Dass Musiktherapie Demenzbetroffenen helfen kann, sei in vielen Studien nachgewiesen, so Pantel. Welchen Beitrag die Kunst leisten könnte, sei dagegen kaum erforscht. Der Diplompsychologe und Kunsthistoriker Arthur Schall will diese Lücke schließen: "Ein Mix aus quantitativen und qualitativen Analysen" soll Ergebnisse liefern, die wissenschaftlichen Anforderungen genügen.
In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Aktivieren findet sich eine Reportage über das Projekt. Sie kennen Aktivieren noch nicht? Dann bestellen Sie sich noch heute Ihr kostenloses Probeexemplar.
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