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Betreuende sind kulturelle Spurensucher
Kultur hat immer zwei Seiten: Ein Mensch kann sich wohl, vertraut und sicher fühlen, aber auch eingeengt und unfrei, wenn die Regeln der Herkunftskultur nicht (mehr) mit den eigenen Überzeugungen übereinstimmen. Darauf weist Dr. Carmen Birkholz in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Aktivieren hin.

Bestimmte Getränke und Rituale sind ebenso Ausdruck von Kultur, wie zum Beispiel Sprache, Geschichte oder Kleidung.
Foto: Werner Krüper
Dies sei wichtig zu wissen, um nicht in kulturellen Klischees zu denken und dadurch an den Bedürfnissen konkreter Menschen vorbeizuhandeln. Denn alle Lebensbereiche sind kulturell geprägt und können für alte, fragile Menschen von hoher Bedeutung sein, um sich wohl, vertraut und sicher zu fühlen. Ausdruck von Kultur sind zum Beispiel Sprache, Essen, Rituale, Musik, Geschichte, Kleidung, Körperkontakt, das Verhältnis der Geschlechter zueinander, Lautstärke, ethische Grundsätze und Werte. Es gibt kulturelle Unterschiede, die bekannt sind, etwa, dass Muslime keinen Alkohol trinken und kein Schweinefleisch essen. "Doch es gibt auch Christen, die nicht fasten, und Muslime, die Schweinefleisch zu sich nehmen", schreibt Birkholz. Die Theologin betont in ihrem Beitrag: "Es ist eine Kunst herauszubekommen, was für den anderen kulturell wichtig ist." Diese Kunst werde besonders gefordert, wenn jemand nonverbal mit einem Ausdruck von Leiden oder Freude reagiere, weil es so zu seiner Kultur gehöre.
Kulturelle Unterschiede werden erkennbar, wenn man etwas als irritierend, unverständlich und auch merkwürdig erlebt. In der Pflege und Begleitung alter Menschen mit Demenz ist es dann besonders wichtig, den kulturellen Spuren nachzugehen, um nicht fälschlicherweise ein Verhalten einer Demenz zuzuschreiben, weiß Birkholz.
"Wichtig ist die offene und neugierige Haltung Menschen gegenüber", so Birkholz, die auch Trainerin für Palliative Care ist. Häufig sind die Zimmer mit persönlichen Gegenständen gefüllt, die viele kleine kulturelle Geschichten erzählen. Die Frage nach dem Foto auf den Nachttisch kann laut Birkholz eine Erzählung über die Familie auslösen. Mehr dazu lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von Aktivieren. Sie kennen die Zeitschrift noch nicht? Dann sichern Sie sich Ihr kostenloses Probeexemplar.
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