Demenz

Angehörige Demenzbetroffener trauern oft unbewusst

Wer eine vertraute Person mit Demenz begleitet, verliert den geliebten Menschen, obwohl dieser physisch noch da ist. Der Trauerprozess wird erschwert, weil der uneindeutige Verlust für Außenstehende unsichtbar bleibt. Hier können Betreuende Angehörige entlasten.

Bewohnerin Rollstuhl und Angehoerige, Foto: Werner Krueper
Foto: Werner Krüper Die Angehörigen Demenzbetroffener erleben, wie Beziehungsfäden nach und nach abreißen. Sie befinden sich in einem, oft noch unbewussten, Trauerprozess. Was Betreuende hier tun können, sollten sie von ihren Beobachtungen abhängig machen, rät Sandra Zenz.

Der Trauerprozess beginnt normalerweise mit dem Tod. Der geliebte Mensch stirbt und ist körperlich nicht mehr da, alle Beziehungsfäden laufen plötzlich ins Leere. So beschreibt es Sandra Zenz in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Aktivieren. Die Palliativ-Care-Expertein und ehemalige Betreuungsleitung nennt für die Trauer um diesen Verlust verschiedene, gesellschaftlich anerkannte Rituale des Abschieds, wie eine Beerdigung und Trost von anderen. Der erlebte Verlust werde dabei von den Angehörigen selbst und auch dem Umfeld sichtbar wahrgenommen und anerkannt. “In der Trauerarbeit spricht man deshalb vom eindeutigen Verlust“, so Zenz.

Beziehungsfäden reißen ab

Anders verhält es sich laut Zenz aber bei Menschen, die an Demenz erkrankt sind. Sie sind körperlich noch da, doch die Angehörigen erleben mit, wie sie entgleiten. Immer mehr der vielen kleinen Beziehungsfäden lösen sich schleichend auf oder reißen jäh von einem Tag zum anderen ab.

Nicht immer werde in Altenpflegeeinrichtungen verstanden, dass der Prozess des Abschiednehmens und der Trauer für die Angehörigen eines Demenzkranken bereits begonnen hat, so Zenz. Und nicht immer würden die Angehörigen erkennen, dass sie bereits jetzt trauern „dürfen“ und dass Trauern eine angemessene Reaktion ist. Auch Außenstehende würden den Angehörigen diese Trauer oft nicht zugestehen.

Dieses Wissen über den uneindeutigen Verlust, den Angehörige von Demenzbetroffenen erleben, kann für Betreuende eine Hilfe seinbei der Frage, wie das Verhalten von Angehörigen zu verstehen und vielleicht zu mildern ist. Mehr dazu lesen Sie in der aktuellen Aktivieren.

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