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Spahn stellt rückblickend Corona-Maßnahmen infrage

Der ehemalige Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zeigt sich bezüglich einiger auch von ihm veranlassten Corona-Maßnahmen äußerst selbstkritisch.

Foto: BMG/Schinkel Jens Spahn (CDU) war von 2018 bis 2021 als Bundesgesundheitsminister unter anderem für die Pflegepolitik zuständig.

Der Fokus der Politik sei zu stark auf alte und verwundbare Menschen gerichtet gewesen „oder darauf, dass die Wirtschaft weiterläuft“, sagte Spahn dem christlichen Medienmagazin „pro“ in einem am Montag online veröffentlichten Interview. Auch dass viele Menschen alleine ohne Begleitung hätten sterben müssen, sei „furchtbar hart“ und „kein würdevolles Sterben“ gewesen.

Spahns Worten zufolge ging es darum, das Gesundheitswesen vor Überforderung zu schützen, und das Virus aus Alten- und Pflegeheimen herauszuhalten. Als die Maßnahmen beschlossen wurden, habe man aber deren Tragweite nicht in allen Facetten absehen können: „Es war in der Situation das, was wir in der Abwägung für richtig hielten.“ Schon zu Beginn der Pandemie sei klar gewesen, dass jeder mal falsch gelegen hat und man aufpassen müsse, dass es nicht die Zeit der Schuldzuweisungen wird, sondern eine Zeit, in der es auch die Bereitschaft des Verzeihens brauche.

„Krankheit und Tod gehören nun mal zum Leben“, sagte Spahn. Es sei nicht das Ziel der Politik gewesen, „jede Infektion und jeden Todesfall zu verhindern“. Wäre dies das Ziel gewesen, wäre der Vorwurf einer „Corona-Diktatur“ aus seiner Sicht berechtigt gewesen.

Aus heutiger Sicht würde er anders entscheiden, sagte Spahn. Es sei nicht möglich, 100 Prozent der Menschen zu schützen. Die Frage sei, ob man versuche, 80 oder 99 Prozent zu schützen. „Diese Abwägung ist gar nicht so leicht“, sagte der Ex-Minister. „Wir haben von Mal zu Mal versucht, sie besser hinzubekommen.“

Spahn berichtet in seinem Buch „Wir werden einander viel verzeihen müssen“ ausführlich über seine Erfahrungen mit der Corona-Pandemie.

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