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Pflegekräfte als Bewohner

Wer selbst einmal pflegebedürftig war, dem gelingt es leichter, die Bedürfnisse der Bewohner nachzufühlen. Das Margaretha-Flesch-Haus in Hausen bei Wied in Rheinland-Pfalz hat deshalb den Rollentausch ausprobiert.

- Wie es sich anfühlt, bei der Nahrungsaufnahme auf Hilfe angewiesen zu sein, konnte das Team des Margaretha-Flesch-Haus in der Rolle des Bewohners auf Zeit selbst ausprobieren.Foto: Annika Kron

In der Altenpflegeeinrichtung mit 80 Bewohnern haben die Mitarbeiter selbst als Bewohner in der Einrichtung gelebt. Sie verbrachten dort zwei Tage lang acht bis zehn Stunden als Bewohner. Voraus ging eine Erprobungsphase mit acht Auszubildenden. Danach hat sich die Heimleitung gemeinsam mit der Mitarbeitervertretung und dem Heimbeirat für die für alle Mitarbeiter verpflichtende Durchführung des Projekts im Rahmen des Qualitätsmanagements entschieden. Um allen Mitarbeitern die Teilnahme zu ermöglichen, erstreckte sich das Projekt über mehr als ein Jahr und wurde einmal pro Monat in Gruppen mit jeweils fünf Personen durchlaufen.

Ziel war es, routinierte Arbeitsprozesse zu reflektieren und die Ergebnisqualität in Bezug auf Pflegeinterventionen, Ernährung, Hygiene und Beschäftigungsangebot zu überprüfen. Eine Auswertung der Erfahrungen der Mitarbeiter erfolgte nach sechs und zwölf Monaten.

Aufgrund der Beobachtungen der Mitarbeiter konnten zum Beispiel Arbeitsprozesse überarbeitet werden, das Nahrungsangebot erweitert und die Aufenthaltsbereiche neu gestaltet werden. Am wichtigsten war jedoch das veränderte Bewusstsein der Mitarbeiter für die Bedürfnisse der Bewohner: dazu gehörten vor allem Beschäftigungsangebote, Gespräche, Spaziergänge, ein freundlicher Umgang und gegenseitiges Verständnis.

Mehr über das Projekt lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Altenpflege. Ein ähnliches Projekt namens Schattenmann der Franziska-Schervier-Altenhilfe in Köln hat 2011 den "Altenheim Zukunftspreis" gewonnen.