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Demenz: abstrakte Kunst besonders geeignet
Weil sie mehr Deutungsspielruam zulässt, eignet sich abstrakte Kunst besonders für die Arbeit mit Demenzbetroffenen. Das hat ein Projekt der Medical School Hamburg mit dem Lehmbruck Museum in Duisburg und der Demenz Support Stuttgart gezeigt.

Demenzbetroffene und Begleiter betrachten Xu Biongs Installation "First Class".
Foto: Kastner/Leonhard
Demenzkranke können aktuellen Forschungsergebnissen zufolge mit Hilfe guter Vermittlung Zugang zu Kunst fast aller Gattungen finden und davon profitieren. Besonders gut geeignet sei abstrakte Kunst, sagten die Projektmitarbeiter Michael Ganß und Sybille Kastner dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Die Bilder lassen mehr Deutungsspielraum zu, und die Menschen haben weniger Angst, etwas Falsches zu sagen", erklärte Ganß.
Im Rahmen der noch unveröffentlichten Studie sei ein Baukasten-Modell entwickelt worden, das Demenzkranken Zugang zu Kunst ermögliche, sagte Ganß, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Medical School. Dabei wurden Kriterien entwickelt, die den besonderen Bedürfnissen der Patienten Rechnung tragen. So sollten etwa abstrakte Begrifflichkeiten vermieden und eine bildhafte Sprache verwendet werden.
Ein weiteres Instrument sei der gezielte Einsatz von Körpersprache und Mimik, erläuterte Kastner, Museumspädagogin am Lehmbruck Museum. So könne etwa die Haltung einer Skulptur durch den Kunstvermittler oder die ganze Gruppe nachgeahmt werden, um sich dem Werk anzunähern. "Entscheidend ist es auch, den Menschen mehr Zeit und Raum für Äußerungen zu lassen", sagte Kastner. Menschen mit Demenz äußerten sich manchmal in unerwarteter Form: "Hier braucht es Offenheit und Flexibilität, um auch auf ungewöhnliche Äußerungen einzugehen.
Die gewonnenen Erkenntnisse wurden bereits auf weitere Museen übertragen. Dazu gehören unter anderem das Kunstmuseum Bochum, die Deichtorhallen und die Kunsthalle Hamburg, die Gemäldegalerie Dresden, der Hamburger Bahnhof, die Gemäldegalerie in Berlin sowie die Pinakotheken und das Lenbachhaus in München. "Wir hoffen, dass die Angebotslandschaft bundesweit sehr vielfältig wird für Menschen mit Demenz", betonte Kastner. Deutschland sei im europäischen Vergleich gut aufgestellt.
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