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§87b SGB XI: “Ganzheitlich wäre besser”
Pflege und Betreuung aus einer Hand zu ermöglichen, das wäre ein sinnvoller Schritt, um den Pflegeberuf aufzuwerten. Dies schlagen Wilfrid Wesemann, Geschäftsführer des Evangelischen Johannesstifts Altenhilfe gGmbH und Martin Howen, Bereichsleiter der Seniorenzentren Spandau in Berlin vor.

Eine mögliche Alternative zu zusätzlichen Betreuungskräften: Rahmenbedigungen schaffen, die Pflege und Betreuung aus einer Hand möglich machen.
Foto: epd-Bild/Hans-Jürgen Bauer
Ihre Position vermitteln sie in einem Kommentar in der Märzausgabe der Zeitschrift Altenheim.
Seit Anfang 2015 kommt auf 20 Bewohner eine zusätzliche Betreuungskraft. Es galt Personal zu akquirieren. Also begann die Suche auf dem Arbeitsmarkt, der eigentlich – so die Verfasser – ein Arbeitslosenmarkt sei: "Man rief nach Betreuungsassistenten und es kamen Friseurinnen, Fleischerfachverkäuferinnen, Klempner und Konditorinnen, Steuerfachgehilfen und Steinsetzer. Und alsbald boten landauf, landab rührige Bildungsträger neue Crash-Kurse zur Qualifikation von Betreuungsassistenten an. Nun nicht mehr mit dem Schwerpunkt Demenz, sondern inklusive Somatik plus."
Innerhalb von drei Monaten stieg die Zahl der Mitarbeiter in der Betreuung bundesweit von 25.000 auf 45.000. "Doch sind die Fleischerfachverkäuferin und der Steinsetzer auch die, die wir in unseren Einrichtungen brauchen? Bringen sie die notwendige Fachlichkeit und Empathie mit, um alte Menschen angemessen zu betreuen, fragen sich die Autoren. Ja und nein:
"Ja, denn warum sollen Friseurinnen weniger Empathie haben als Altenpfleger? Warum sollten sich Pflegekräfte besser organisieren können als Steinsetzer? Wir haben Schätze gehoben. Wir haben Menschen für die Betreuung unserer Bewohner gewinnen können, die in ihrer Aufgabe aufgehen und den alten Menschen wirklich gut tun."
Andererseits: In vier Wochen Theorie und Praktikum lasse sich kein umfassendes Bild von der Erledigung der Aufgaben in der Betreuung vermitteln. So bediene die Politik das Vorurteil, die Betreuung pflegebedürftiger Menschen sei jedem praktisch in die Wiege gelegt worden. Und sie zementiere die Trennung von Pflege und Betreuung in verschiedene Lebens und Arbeitsbereiche.
Als Alternative schlagen die beiden Leitungskräfte vor, Pflegesätze auszuhandeln, die einen angemessenen Betreuungsaufwand bereits beinhalten, der von den Mitarbeitern geleistet wird, die ebenso für die Pflege verantwortlich sind. Das hieße ihrer Ansicht nach, Fachlichkeit ernst zu nehmen.
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